Story zu GN252
Drei unzertrennliche Kumpel.
Das Nugget wurde kurz vor Weihnachten im
Jahr 1996 von mir gefunden als mein Bruder und ich eine uns zu diesem Zeitpunkt
eher unbekannte Gegend in der Nähe des „Cockatoo Dam“ unter die Suchscheiben
unserer Metall Detektoren nahmen. Ich hatte seit einigen Tagen kaum mehr etwas
gefunden, da ich mich hauptsächlich auf die Hügel in dieser Gegend konzentriert
hatte. Dies hatte in anderen Lokalitäten bisher gute Resultate gebracht, schien
hier aber nicht recht funktionieren zu wollen. Rolf arbeitete im Gegensatz eher
in den kleinen ausgetrockneten Bachläufen und an deren Böschungen. Diese
Arbeitsweise verhalf ihm zu wirklich schönen Nuggets sowie einem tollen
Goldkristall und einigen super schönen kleinen Stufen mit reichlich sichtbarem
Gold. So, während er jeden Abend mit einem von Ohr zu Ohr reichenden Grinsen
zurück zum Camp spazierte, hingen meine Ohren fast bis auf die Schultern. Ich
war so frustriert, das ich mir die Haare hätte einzeln ausreissen können. Auch
half die zu dieser Jahreszeit herrschende Hitze, sowie die vielen statischen
Störungen in unseren Goldsuchgeräten nicht wirklich meine Moral aufzuheitern. Da
ich aber ein sturer Bock bin der seinesgleichen auf diesem Planeten noch nicht
angetroffen hat, dauerte es schon ein ganzes Weilchen bis ich zugeben musste
dass ich für diese Gegend wohl umdenken musste. Irgendwie wollte es einfach
nicht in meinen Kopf dass der Weg zum Erfolg das absuchen der kleinen Bachläufe,
welche schon von etlichen anderen Goldsuchern gehämmert wurden, sein könnte.
Ganz schön blöd eigentlich, da der Beweis ja jeden Abend vor mir auf dem Tisch
lag, in der Form etlicher wunderschönen Fundstücke meines Bruders. Aber wir
waren zu diesem Zeitpunkt noch sehr unerfahren, und wie es manchmal so ist,
glaubt man schon alles zu wissen nachdem man sich ein wenig Erfahrung angeeignet
hat. So, musste ich einige sehr harte Lehren über mich ergehen lassen bis ich an
dem Punkt ankam an dem ich begriff dass keine einzige Arbeitsweise immer und für
alle Lokalitäten die richtige ist. Jeden Abend während ich vor dem Lagerfeuer
bei einem heissen Becher Tee sass, überlegte ich was ich am nächsten Tag anders
machen könnte, solange es nicht bedeutete mich dem offensichtlichen geschlagen
zu geben und die Arbeitsweise meines Bruders zu adoptieren. Hey, ich habe noch
nie behauptet besonders schlau zu sein. Wäre aber Blödheit eine olympische
Disziplin, dann wäre ich mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit ein Anwärter
für die goldene Medaille gewesen. Eines Morgens dann, entschied ich mich eine
Hügelrücken zu überqueren auf dem ich ein paar Tage verbracht hatte den vielen
am Boden krabbelnden Ameisen mit meiner Suchscheibe Schatten zu spenden. Denn
das war das einzige Resultat welches meine schweisstreibenden Anstrengungen
hervorbrachten. Gold hatte es mir auf jeden Fall keines eingebracht.
Als ich mich dem auf der andern Seite des Hügelrücken verlaufenden
ausgetrockneten Wasserlauf, im englischen „Gully“ genannt, näherte, viel der
Groschen dann aber doch noch. Was für die meisten vermutlich schon seit Tagen
aus einer Distanz von mehreren Kilometern sichtbar gewesen wäre, viel mir erst
jetzt wie Schuppen von den Augen. Es war so offensichtlich dass ich es bis heute
nicht erklären kann wieso es vorher einfach nicht einsinken wollte. Die „Old
Timer“ hatten die Böschungen des Bachlaufes komplett durchwühlt aber die
Grabungen „Diggings“ erstreckten sich nur wenige Meter den Hang hinauf. Während der
Bachlauf und die Böschung reichlich von Wasser gerundetes Quarzkies und braun
bis rötlichbraun gefärbte und teilweise fast schwarze Eisensteine aufwies, waren
auf dem Rest des Hügels nur minimale Anzeichen von Quarz und Eisensteinen
auffindbar. Das war genau umgekehrt von der Gegend die wir zuvor bearbeitet
hatten. Es war ganz offensichtlich dass die von Rolf erzielten Erfolge und die
aufgeworfenen Haufen der Oldtimer praktisch eine Gebrauchsanweisung darstellten,
wie man hier das Gold findet. Ich war einfach zu belämmert es zu sehen. Aber
mein etwas bedrückter Mentaler Zustand erlaubte mir nicht wirklich wieder
Hoffnung zu schöpfen. Trotzdem beschloss ich, mich ab diesem Zeitpunkt der
Arbeitsweise meines Bruders anzupassen. Zuerst verbrachte ich etwa eine Stunde
mit dem abklappern der vielen aufgeworfenen Haufen welche die Goldschürfer
vergangener Zeiten zurückgelassen hatten. Dies brachte mir zwar kein Gold ein,
aber einige tief in den Haufen schlummernde Nägel und eine total verrostete
Tabakdose. Dies verleitete meinem recht angeschlagenen Selbstvertrauen zwar
keine Flügel, aber es gab mir trotzdem etwas Auftrieb, indem ich den Glauben
wiedererlangte dass ich die tiefen schwer auszumachenden Signale immer noch
kriegen konnte. Schlussendlich beschloss ich aber trotzdem mir das trockene
Bachbett unter die Suchscheibe zu nehmen. Während ich auf den Haufen
herumkraxelte, hatte ich mir ein paar Stellen gemerkt, welche mir interessant
erschienen. So betrat ich zwischen zwei Haufen die steil abfallende,
ungefähr einen Meter hohe Böschung des Bachlaufes und rutschte einfach hinunter.
Es war zu steil um dort wirklich Fuss fassen zu können. Während ich am Rutschen
war vernahm ich ganz kurz ein eindeutiges Signal. So, im Bach gelandet, schwang
ich die Suchscheibe den kurzen Steilhang hinauf und fand das Signal auch gleich
wieder. Es hörte sich nach einem kleinen Stück Metall an das vermutlich nur
gerade unter der Oberfläche im trockenen Staub lag. Ich war mir sicher dass es
sich dabei nur um einen kleinen, verrosteten Schuhnagel handeln würde, welche
auf den „Diggings“ zu hunderten herumliegen. Da die sich langsam unangenehm
bemerkbar machende Hitze jeden kleinen Aufwand zu einer schweisstreibenden
Anstrengung machte, hätte ich das Signal am liebsten ignoriert. Aber da sich das
Metall ganz einfach mit der Kante des Schuhes ohne wirklich graben zu müssen
verschieben lies, nahm ich mir die Zeit herauszufinden was das Signal
verursachte. Es war Gelb, komplett flach gehämmert und wog ganze 0.20 Gramm. Und
trotzdem freute ich mich fast zur Besinnungslosigkeit über mein erstes kleines
Nugget in Tagen. Dies war der Moment der eine Wende meiner mentalen Verfassung
brachte. Plötzlich konnte ich wieder in aller Ruhe die Suchscheibe schwingen mit
dem Wissen dass ich das Gold schon kriegen würde, solange es nur da war. Ich
verbrachte dann noch etwas Zeit an dieser Böschung, aber abgesehen von einigen
Nägel und einem weiteren, noch kleineren Nugget hatte ich keinen Erfolg mehr.
Schlussendlich zwangen mich die vielen atmosphärischen Störgeräusche die Suche
an dieser Hanglage aufzugeben. Die statischen Störungen multiplizieren sich um
ein vielfaches, je schräger man die Suchscheibe hält. So, ist es am besten wenn
man im Sommer Boden an Hanglage möglichst früh am Morgen bearbeitet, und wenn
die Sonne den Horizont überschritten hat, sich auf eher ebenes Gelände
konzentriert. Also entschied ich mich nach einer kurzen Pause das Bachbett zu
Sondieren. Ich fing an das Bachbett kreuz und quer abzusuchen, indem ich mich in
einem engen Zickzackkurs langsam den Bach hinunter arbeitete. Mein Ziel war es
mich langsam in die Richtung der von mir als interessant eingestuften Orte zu
nähern. Da der Bachlauf am Anfang eher flach war, und eine beträchtliche, tiefe
Schicht Sand und Geröll über dem Grundgestein zu liegen schien, erwartete ich
nicht allzu viel Erfolg. Die vielen stark mineralisierten Schieferfragmente
erforderten häufiges graben, da sie ganz leise Signale verursachten. Die prall
auf mich herunter brennende Sonne macht dies zu einer sehr schweisstreibenden
Angelegenheit. Nach etwa dreissig Meter befand ich mich dann in einem Abschnitt
wo der Bach einen scharfen Bogen beschrieb. Dieser Bogen wurde dem Rinnsal durch
einen sehr prominenten und schroffen Felsrücken aufgezwungen. Kurz nach dem
steinigen Hindernis hatte der Bach die Böschung etwas ausgewaschen, und es hatte
sich viel Sand dort angesammelt. Schon der erste Schwung meiner Suchscheibe über
die Dicke Schicht Sand belohnte mich mit einem klaren und eindeutigen Signal. Es
war mir schon klar dass es vermutlich kein Gold sein würde, denn anhand des
Signals war es offensichtlich dass das verursachende Metall in den oberen
Schichten des losen Geschiebes steckte. Aber da es sich hier um einen der
wenigen, leicht schattigen Plätzchen in der Umgebung handelte, war mir das schon
fast egal. Ich schob die obersten zehn Zentimeter losen Sand mit meinem Fuss zur
Seite, und schwang den Detektor über den Aushub. Komischer weise war das Signal
nun plötzlich viel leiser, und hörte sich schon fast vielversprechend an. Aber
es machte einfach keinen Sinn. So schwang ich die Suchscheibe über den Sand
welchen ich zur Seite geschoben hatte, und wurde von einem lauten Signal
überrascht. Eine kurze Suche belohnte mich dann mit einem gut erhaltenen,
metallenen Hosenknopf. Also widmete ich mich voller Hoffnung dem immer noch
vorhandenen Signal im tiefer liegenden Dreck und Sand. Als ich den Aushub um
etwa fünfunddreissig Zentimeter vertieft hatte, war das Signal wieder um ein
vielfaches leiser geworden, und hörte sich auch viel tiefer an. Dies verursachte
dann wieder einige Fragezeichen in meinem Kopf. Ein erneutes Schwingen des
Detektors über das ausgehobene Material wurde von einem lauten Signal quittiert.
Nach kurzer Suche in diesem Sandhaufen, hielt ich dann das Projektil einer
Handfeuerwaffe zwischen Daumen und Zeigefinger. Obwohl ich nicht viel anderes in
diesem losen Geschiebe erwartet hatte, verdrehte ich für einen Moment etwas
enttäuscht die Augen.
Da sich aber anscheinend immer noch ein Signal in dem Loch befand, blieb mir
kaum eine andere Wahl als weiter zu graben. Noch mal zwanzig Zentimeter tiefer,
und das Signal war nun zwar gut hörbar, gab aber den Anschein von noch tiefer im
Boden herzustammen. Das ganze hatte einen erfreulichen und einen weniger
erfreulichen Aspekt. Das letzte Material welches ich nach oben befördert hatte
schien nun solider Mutterboden zu sein. Dies erhöhte die Chancen dass es sich
bei dem verursachenden Metall tatsächlich um etwas Wertvolles handeln könnte um
ein vielfaches. Ich wagte es aber kaum zu hoffen. Da der nun schon beträchtlich
in der Tiefe angewachsene Aushub aber absolut nicht stabil war, und das lose
Material immer nachrutschte, blieb nur die Option das Loch um einiges zu
vergrössern. Was angesichts der Absenz einer Schaufel und der langsam
brachialen Hitze, bei mir keine freudige Euphorie auszulösen vermochte. Aber da
es sich hier um das vielversprechendste Signal der letzten Woche handelte, ging
ich die Sache ohne weiteres verzögern mit angemessenem Enthusiasmus an. Einige
Zeit später hatte ich dann das Loch soweit vergrössert, dass es mir wieder
möglich war etwas tiefer zu graben. Es war stinkend heiss und während ich, stark
nach vorne geneigt , den gegrabenen Dreck aus dem Loch zu heben versuchte, lief
mir der Schweiss in Strömen das Gesicht hinunter. Die sehr hohe Luftfeuchtigkeit
lies schon langsam wieder die ersten grossen Kumulustürme in die Höhe wachsen,
und der Metalldetektor spielte, angespornt von den sich in der Ferne
zusammenbrauenden Gewitter, schon ziemlich verrückt. Es war offensichtlich dass
es heute Nachmittag wieder mal ziemlich krachen würde.
Als ich die Letzte Handvoll Dreck aus der beträchtlichen Exkavation gehoben
hatte, fiel mir auf dass ich nun auf stark verwittertem, seifigem Felsboden
angelangt war. Dies überzeugte mich dass ich in wenigen Sekunden endlich
Gewissheit zur Substanz des Metalls haben würde, welches ich hier am ausgraben
war. Ich holte meinen Detektor welcher ein paar Meter weg von mir im Schatten
lag. Ich hatte mich dessen entledigt, da ich schon fast Kopfüber in die von mir
gegrabene Vertiefung baumeln musste um den Boden noch zu erreichen. Als ich dann
die Suchscheibe über dem ausgehobenen Material hin und her bewegte, tat sich da
aber gar nichts. Nachdem ich aber dasselbe in meinem nun schon beachtenswerten
Loch tat, wurde ich von einem sehr lauten Signal begrüsst, welches mich wieder
hoffen lies. Sollte das Stück Metall wirklich in dem verwitterten Grundgestein
stecken, konnte es „fast“ nur noch Gold sein. Ich war ganz schön froh, dass ich
mich dem Ende der Graberei zu nähern schien, denn ich stand jetzt nicht mehr in
der prallen Sonne, sondern im Schatten einer rasant grösser werdenden schwarzen
Wolke. Ich kniete mich wieder nieder und brach mit dem spitzen Ende der
Spitzhacke einen faustgrossen Brocken des weichen, bröckeligen Bachbettbodens
heraus. Ich hob den Brocken aus dem Loch und starrte auf das sich immer noch im
Boden befindende Nugget unter mir. Es war fast ganz sauber und glänzte mit
meinem schweissüberströmten Gesicht um die Wette. Was für ein toller Anblick
nach all den Frustrationen und Selbstzweifel der letzten Tage. Leider hatte ich
keine Kamera bei mir um diesen Moment fest zu halten. Aber mit dem drohenden
Sturm im Rücken, hatte ich sowieso keine Zeit mehr um zu trödeln. Ich spielte
zuerst mit dem Gedanken das Loch offen zu lassen, um das Nugget am nächsten Tag
noch mal hinunter zu legen und ein Foto zu schiessen. Den Einfall verwarf ich
aber sogleich wieder, da es vermutlich sowieso an diesem Abend noch regnen
würde, was zur Konsequenz hätte dass ein Grossteil des Aushubs möglicherweise
kollabieren und sich mit Wasser füllen würde. Auch bestand die Gefahr dass sich
eines der unzähligen nachtaktiven Mitglieder der Australischen Fauna darin
verletzen könnte. So, begnügte ich mich einfach mit dem wunderschönen Anblick
und genoss einfach den Moment. Schliesslich hob ich das Nugget aus dem Loch und
bestaunte es noch für einen kurzen Augenblick. Eigentlich wollte ich noch ein
wenig weitersuchen, aber dumpfes Donnergrollen im Hintergrund und ein
Metalldetektor der sich anhörte wie eine ausgeflippte Wildente auf Steroide
änderten meine Meinung dann doch eher zügig. Ich kontrollierte die von mir
geschaffene Vertiefung noch schnell auf ein weiteres Signal, was fast unmöglich
war mit dem ganzen Geschnatter in meiner Maschine. Und dann machte ich mich
schleunigst aus dem Staub, solange das überhaupt noch möglich war. Denn es wurde
immer offensichtlicher dass sich in sehr kurzer Zeit hier kein Staub mehr
befinden würde aus dem man sich hätte machen können. Während ich mich auf dem
kürzest möglichen Weg zurück zum Auto machte, schaute ich mir die Landschaft
noch ein wenig genauer an, konnte aber nichts Vielversprechendes finden. So,
entschied ich mich am nächsten Tag das fortzusetzen was ich heute begonnen
hatte. Das schien mir in Anbetracht der vielen Misserfolge der letzten Tage und
des heutigen Glückstreffers das Beste zu sein. Ich schaffte es gerade noch
zurück zum Auto als schon die ersten grossen Regentropfen anfingen auf den Boden
zu klatschen. Rolf wartete schon ungeduldig bei unserem Toyota. Er musste aber
sofort lachen, denn anhand meines breiten Grinsens wurde ihm sofort klar dass
ich heute endlich wieder mal Erfolg gehabt haben musste. Da wir zu unserem Camp
noch eine zirka fünfzehn bis zwanzig minutige Fahrt vor uns hatten, die ganz
schön haarig werden würde falls es, wie zu dieser Jahreszeit häufig üblich, mit
dem Regen so richtig loslegen würde, vergeudeten wir keine Zeit mit dem
Bestaunen von Funden oder erzählen der Tagesgeschehnissen. Das taten wir dann
am Abend bei einem Guten Abendessen und der üblichen eiskalten Cola.
Mir war aber ganz klar dass ich dieses Nugget ohne die anderen beiden Signale
nie erwischt hätte. So, wanderte das Nugget mit seinen beiden Kumpels zusammen
in meine private Sammlung. Und ich wusste damals schon dass ich diese drei Dinge
nie voneinander trennen würde. Und somit werden sie nun auch als ein Set zum
Verkauf angeboten.
Was die nächsten Tage noch für Überraschungen für uns auf Lager hatten, ist dann
wieder eine andere Geschichte ;o).