Story zu GN 008
Ein fantastisch schöner Frühlingsmorgen begrüsste uns mit moderaten Temperaturen und einem Sonnenaufgang über welchen man hätte Gedichte schreiben können. Unser Camp hatten wir vor wenigen Wochen auf der „Black Ridge“ bei der „Fox Lead“ eingerichtet inmitten hunderter Dreckhaufen die vor langer Zeit von hoffnungsvollen Goldschürfern aufgeworfen worden waren. Der Dreck welcher aus bis zu hundert Meter Tiefe an die Oberfläche befördert worden war, war meist fast schneeweiss oder rosarot bis weinrot. Die ganze Mondlandschaft ähnliche Gegend machte einen unwirklichen Eindruck dadurch dass es nur wenig Vegetation gab und alles in den fantastischsten Schattierungen gefärbt war. Tagsüber reflektierte der von weissem Staub überzogene Boden die Sonnenstrahlen erbarmungslos. Wir waren sehr dankbar für die noch immer angenehmen Temperaturen. Mit der normalen Sommerhitze, weit und breit kaum Schatten spendenden Bäumen und windstillen Tagen muss diese Gegend im Sommer die Hölle sein. Aber im Moment war es einfach nur Fantastisch. Und wir hatten den Platz praktisch für uns alleine, da der Landbesitzer uns exklusiven Zutritt gewährt hatte. Wir waren erst seit wenigen Monaten auf der Vollzeitsuche nach Gold und konnten bis zu diesem Zeitpunkt nur auf sehr bescheidene Erfolgserlebnisse zurück schauen. Aber wir vermochten unsere Kosten zu decken und amüsierten uns prächtig. Einen grossen Nachteil hatte diese Gegend aber doch. „Black Ridge“ war einst in vergangenen Zeiten eine sehr begehrte Schürfstätte und, auch wenn man es heute kaum glauben würde, eine recht grosse Siedlung mit vielen Gebäuden, Kirchen und Friedhof, einem Kricket Platz und Pferde Rennbahn. Kaum etwas ist davon heutzutage noch auffindbar. Aber wenn man einen Metalldetektor durch die Gegend schwingt, findet man bald heraus dass doch noch so einiges zurückgeblieben ist. Haufenweise alte Hufeisen, Nägel, Schaufeln, Gewehrkugeln, verrostete Kübel, Spitzhacken und vieles mehr das entweder ausgedient hatte, nicht mehr gebraucht wurde oder verloren gegangen ist. Das meiste ist nur alter Abfall welcher uns modernen Goldschürfer mit Metalldetektoren das Leben schwer macht. Aber trotzdem sind es interessante Zeugen einer längst vergangenen aber nicht vergessenen Zeit. Einige der interessanteren Funde sind zum Beispiel ein Polizeiuniform Knopf oder eine schöne goldene Krawattenstecknadel aus Gold welche sich ein Oldtimer vermutlich aus seinem selbstgefundenen Gold anfertigen lies und dann in der Nähe von „Pewts Hill“ verlor. Schade können diese Sachen nicht sprechen, denn da verbergen sich sicher interessante Geschichten hinter einigen dieser Funde.
Wir hatten in letzter Zeit nicht gerade durchschlagende Erfolge zu verzeichnen aber wir fanden täglich genügend Gold um uns bei Laune zu halten. Die meisten Nuggets waren sehr klein und kamen grösstenteils aus den Dreckhaufen welche sich um die tiefen Schächte auftürmten. Hin und wieder erwischten wir auch mal ein stück Gold aus den natürlichen Deckschichten welche von den alten Goldsuchern teilweise ignoriert worden waren in ihrem Eifer die tieferen Vorkommen zu erschliessen. Der an der Oberfläche liegende Dreck war wegen der starken Mineralisation und dem vielen verstreuten Eisen aber sehr viel schwieriger zu bearbeiten und trieb uns deswegen immer wieder zu den Haufen zurück. Dies sollte sich an diesem Tag aber als Glücksfall erweisen. Während ich mit meinem Whites Gold Master V-sat einige der rosaroten Haufen unter die Suchscheibe nahm welche mich immer wieder mit ganz kleine Flitter Belohnten, fand Rolf ein schönes 6 Gramm Nugget in einem riesigen schneeweissen „Mullock heap“ (Dreckhaufen) welcher nur wenige Meter von unserem Camp entfernt war. Ich hatte in der Zwischenzeit angefangen die Haufen Schicht für Schicht abzutragen mit Spitzhacke, Schaufel und Rechen um möglichst viel des extrem feinen Goldes zu erwischen. Es war zwar harte und staubige Arbeit aber es zahlte sich schlussendlich aus wenn man den ganzen Tag dran blieb. Bis am Abend vermochte ich so über sechzig Flitter und zwei kleine Nuggets (0.4g + 0.7g.) zu ergattern welche mit knapp über sieben Gramm zu Buche schlugen. Teilweise war das Gold so klein, dass ich es auf der Handfläche kaum erkennen konnte, aber mein Whites Metalldetektor vermochte sogar bei solchen Fliegendreckchen noch ein gutes Signal zu geben. Absolut unglaublich wie gut diese Maschine bei feinem Gold in ruhigem Boden ist. Kein wunder nannten es die professionellen Goldschürfer „Electronic Panning“ (Elektronisches Pfannen). Rolfs Minelab XT 17000 konnte da nicht ganz mithalten aber seine Maschine war ansonsten in allen anderen Situationen der meinen überlegen.
Rolf hatte seit dem schönen Nugget am Vormittag nur noch ein halbes Dutzend kleine Flitter gefunden und zwei kleine schneeweisse Quarzfragmente welche mit etwas Gold durchzogen waren. Was er aber zu genüge gefunden hatte waren endlos viele Stahlsplitter von den Spitzeisen welche die Oldtimers damals verwendet hatten. Aber aufgeben wegen den endlos vielen kleinen Signalen kam für ihn anscheinend nicht in Frage und das war auch gut so, denn am späten Nachmittag fand er das zweitgrösste Nugget welches wir bis zu diesem Zeitpunkt die Ehre hatten, finden zu dürfen. Es lag tief in dem pulvertrockenen weissen, staubigen Dreck begraben und wäre vielleicht nie gefunden worden, hätte es nicht unter einem grossen stück Eisen gelegen welches Rolf ausgegraben hatte. Wie üblich kontrollierte er die von ihm gegrabene Vertiefung auf weitere Signale nachdem er das Eisen ans Tageslicht befördert hatte und, nicht sonderlich überrascht dass sich noch etwas in dem Loch befand was ein Signal verursachte, grub weiter um auch diesen Müll noch aus dem Haufen zu entfernen. Man kann sich seine Überraschung lebhaft vorstellen als er das wunderschöne, in den letzten Sonnenstrahlen glänzende Nugget am Boden der Beträchtlichen Vertiefung glänzen sah. Nun, für Rolf war es eine Bestätigung dass er die Lehre aus den Fehlern die häufig bei Anfängern gemacht werden zu seinem Vorteil gelernt hatte. Vor kurzem nämlich hatte er ein Nugget gefunden in einem Loch welches von einem Goldsucher zurückgelassen wurde nachdem er einen Nagel daraus geborgen hatte. Die Lehre scheint uns zu sagen: „Grabe wenn es piept und höre erst auf wenn es nicht mehr Piept“ in kurz „Kontrolliere deine Löcher immer“.
Wir verbrachten noch ein paar Wochen in dieser Gegend, da wir auf unseren neuen Metalldetektor (ein SD2000 von Minelab) warteten und es nicht sehr weit war von der „Black Ridge“ nach Clermont zu fahren um alle paar Tage zu schauen ob er beim Händler angekommen war. Mit der Ankunft dieser Maschine, änderte sich dann so einiges. Aber diese Geschichte muss warten auf ein andermal.