Story to GN092
Da die Vorgeschichte zu
diesem Fund unter GN091 zu lesen
ist, fahre ich einfach ohne weitere Erklärungen mit den Geschehnissen vom
nächsten Tag weiter.
Es hatte die ganze Nacht
durch meist stark geregnet, und auch am Morgen fiel noch teilweise heftiger
Regen. Bei solchem Wetter war kaum an arbeiten zu denken. Der aufgeweichte
Boden machte das Fortbewegen fast unmöglich, so genossen wir die angenehme
Temperatur und faulenzten den Morgen vor uns hin. Erst gegen Mittag fing die
Wolkendecke langsam an aufzureissen und die durchsickernden Sonnenstrahlen
hatten die umliegende Landschaft bald wieder in ihrem erbarmungslosen Griff.
Nach dem Mittagessen erlaubte es uns der langsam austrocknende Boden wieder an
die Arbeit zu gehen. Wir machten uns auf den Weg, querfeldein durch den Busch,
zu den „Diggings“ welche Rolf am Vortag entdeckt hatte. Durch den morastigen
Boden war es ein langsames Unterfangen die nahe gelegene Fundstätte zu
erreichen. Überall waren noch Anzeichen der starken vornächtlichen Regengüsse.
Lang trockene Rinnsale hatten sich blitzartig zu reissenden Flüssen verwandelt
und fast ebenso schnell wieder zu harmlosen Bächlein. Nur wenige Orte führten
noch fliessendes Wasser, aber in den vielen zurückgebliebenen Tümpeln wimmelte
es von Fröschen, Kröten und deren Leich. Millionen von Moskitolarven schwebten,
sich unruhig windend, in den seichten Pfuhlen und versprachen uns eine
unbehagliche Zukunft. Wehe wenn sie losgelassen. Bald würde es unmöglich sein
am Abend noch gemütlich vor dem Camp zu sitzen und sich and den leicht kühleren
Temperaturen zu erfreuen. Auch das aus dem Boden schiessende Gras würde zum
Habitat unzähliger Stechmücken werden welche Mensch und Tier an den Rand des Wahnsinns
treiben würden. Einige der selten befahrenen Dreckstrassen waren durch
umgefallene Bäume und dicke,
herabgestürzte Äste blockiert. Die Stürme der letzten Tage hatten mehr getobt
als uns bewusst war und teilweise eine grosse Verwüstungen hinterlassen. Dies
würde in nächster Zeit noch einiges an Aufwand von uns erfordern, damit wir mit
unserem Fahrzeug wieder zu den mehr entlegenen Orte vordringen konnten. Aber im
Moment war an das herumfahren sowieso kaum zu denken. Es wäre zwar möglich
gewesen mit dem Toyota den Staatswald
zu verlassen, aber dies hätte die aufgeweichten Dreckstrassen unnütz in grosse
Mitleidenschaft gezogen. Solange wir noch genügend Proviant bei uns hatten, war
es besser sich nicht vom Fleck zu rühren. Schliesslich hatten wir so die ganze
Gegend praktisch für uns alleine.
An unserem Ziel angekommen,
machte sich Rolf wieder über die „Diggings“ her, während ich die umliegende,
fast Topfebene Landschaft unter die Suchscheibe nahm. Es war weder ersichtlich
was die „Oldtimer“ dazu bewegt hatte genau hier zu graben, noch woher das Gold
im Boden stammen könnte. Es war einfach nur flacher kiesiger Boden, der mit
einer dicken Schicht Silt (Schwemmsand und Staub) überzogen war. Nur die starke
Bodenmineralisation und fast komplette Absenz von bodennaher Vegetation gaben
einen Hinweis dass hier vielleicht etwas anders sein könnte als im umliegenden
grasbedeckten Boden. Die „Diggings“ verliefen ungefähr in einer West – Ost
Richtung. Mitten durch die zahlreichen Haufen, schlängelte sich ein tiefer Erosionsgraben. Die
Bildung dieses Grabens wurde vermutlich erst durch die vielen von Hand
ausgehobenen Löcher ermöglicht. Während Rolf einige kleine Nuggets zwischen den
aufgeworfenen Haufen erbeutete, vermochte ich nur ein im Silt eingeschwemmtes
0.35g. Flitterchen zu ergattern. Dies brachte uns auf ein eher bescheidenes
Total von 6.50g. für den Tag. Aber wir entschlossen uns den Platz sicher noch
mal zu besuchen. Trotz der herrschenden Hitze und Luftfeuchtigkeit, sah es
nicht nach Regen aus. Das von Norden her zu uns reichende Monsuntief hatte sich
etwas zurückgezogen, hinterlies aber die Hitze und Feuchtigkeit ohne die
abkühlenden Gewitter am Abend. Zum Glück erlaubten uns die Solarzellen auf dem
Dach des Campers einen kleinen Ventilator die ganze Nacht laufen zu lassen. In
dessen spärlichem Wind lagen wir auf dem Bett mit nassen Badetücher zugedeckt
und schmachteten die halbe Nacht hindurch in der Hitze. Hin und wieder stand
einer von uns auf und benetzte Rex mit Wasser, um auch ihm etwas Erleichterung
zu verschaffen. So gegen 24:00 zeigte das Thermometer welches wir neben unserem
Camp an einen Baum gehängt hatten noch immer satte 38°C. Das einzige
vernehmbare Geräusch um uns herum war das laute Summen von Millionen
blutrünstigen Moskitos welche sich durch das feine Gitter an unseren Fenster
von ihrer Mahlzeit getrennt sahen. Als es dann gegen 4 Uhr morgens endlich
etwas angenehmer wurde, war es schon wieder Zeit zum aufstehen und Morgenessen.
Noch im Halbdunkeln des Morgengrauens waren wir schon wieder am suchen bei den
„Diggings“. Da ich am westlichen Ende der Grabungen gestern keinen Erfolg
verzeichnen konnte, beschloss ich das andere Ende mal ein bisschen abzusuchen.
Ich arbeitete mich langsam zwischen den Dreckhaufen hindurch in östlicher
Richtung, konnte aber abgesehen von ein paar Nägel und Gewehrkugeln nichts
finden. Irgendwann einmal fing mein noch im Halbschlaf befindendes Gehirn doch
noch an zu arbeiten und die Visuellen, von meinen Augen weiter geleiteten
Informationen zu analisieren und auszuwerten.
Der Erosionsgraben welcher
von vielen Dreckhaufen umgeben mitten durch den mit Gold angereicherten Boden
verlief, fing plötzlich an interessant auszusehen. Es ist manchmal erstaunlich
wie lange meine übermüdeten Grauzellen nach einer schlaflosen Nacht brauchen um
eins und eins zusammen zu zählen. Das Wasser welches den Graben gebildet hatte,
vermochte sich über die letzten hundert Jahre bis auf den ca.1.5m tief
liegenden roten Lehmboden durch zu fressen. Den mich umgebenden Haufen nach zu
schliessen, waren die ausgehobenen Löcher der Oldtimer wohl kaum tiefer und
unsere gesammelte Erfahrung bis an, zeigte dass das Gold gerne im Kies auf
einem durch Eisenmineralien rot-orange gefärbten Boden zu rasten kam. Dies
veranlasste es, dass ich mich am Ende der Furche in den Graben begab und alles
kreuz und quer absuchte. Ich hatte für längere Zeit keinen Erfolg und
schliesslich versperrte mir ein umgefallener Baum mit
seinem dichten Geäst den Weg. Ich steckte die Suchscheibe meines Detektors
unter dem Hindernis hindurch und glaubte auf der anderen Seite ein ganz
schwaches Signal zu vernehmen. So blieb mir nichts anderes übrig als den Graben
über die steile Seitenwand zu verlassen um ihn auf der anderen Seite der
Blockade wieder zu betreten und nach dem rechten zu sehen. Viel Laub und
Gestrüpp hatte sich in den Ästen des umgestürzten Baums verfangen und hinderte
den angeschwemmten Sand wie ein Filter vom weiter fliessen. Das Schwemmgut lag
in einer dicken Schicht
auf dem Lehmboden und musste zuerst entfernt werden bevor mir die Suchmaschine
ein anständiges Signal, welches auch als solches erkennbar war, liefern konnte.
Es handelte sich tatsächlich um ein ca.13g. schweres Nugget welches tief im
mineralisierten Tonboden steckte. „Yes, yes, yesss.” Sagte ich zu mir selber und erfrischte mich mit einem
Schluck lauwarmen Wasser aus meiner Feldflasche. Es erschien mir auch höchste
Zeit, dass mal was goldiges zum Vorschein kam, denn es wurde nämlich langsam
ungemütlich heiss in der prallen Sonne und die hohen Seitenwände der Rinne
hielten jegliche Brise von mir fern. Nachdem ich mein erst noch gegrabenes Loch
wieder eingefüllt hatte, schwang ich die Suchscheibe kaum einen halben Meter
weiter und glaubte wieder ein sehr leises Signal zu hören. Diesmal war es genau
neben der Senkrecht in die Höhe ragenden Seitenwand. Geäst, Laub und die dicke
Schicht Sand behinderten mich aber wieder und ich war mir nicht sicher was ich
da hörte. Nachdem ich die abgestorbene und angeschwemmte Vegetation entfernt
hatte war es aber trotz der beträchtlichen Sandschicht ganz eindeutig ein gutes
Signal. Ich getraute mich kaum zu hoffen. Nachdem ich den Schwemmsand mit der
Spitzhacke bis auf den roten Untergrund entfernt hatte, schwang ich den
Detektor noch mal über die Vertiefung und, siehe da, das Signal war laut und
klar. Aber es vermittelte weiterhin den Eindruck dass das verursachende Metall
noch tiefer im harten Erdreich steckte. Als ich noch mal gute 30cm. Tiefer
gegraben hatte, sah ich einen roten Lehmklumpen zusammen mit etwas gelb
glitzerndem zurück in das ausgehobene Loch kullern. „Das sind mindestens 20
Gramm“ dachte ich mir und hob das Nugget mit zitterigen Finger aus dem Loch.
„Wow, was für ein super Nugget“ kam ganz ungewollt über meine Lippen. Zu diesem
Zeitpunkt war ich mal wieder bei meinen Selbstgesprächen und ich genoss die
sehr stimulierende Unterhaltung mit mir. Der Poesie anmutende Worte wie „Shit,
das Ding muss fast eine Unze wiegen“ flossen über meine Lippen ohne die
geringste Chance jemals die Ohren eines Geniessers der Deutsch-Englischen
Sprachkombination zu entzücken. Schnell schwang ich die Suchscheibe des
Detektors in alle Richtungen, hoffend
dass es alle paar Zentimeter piepsen würde. Dem war aber nicht so.
Ohrenbetäubende Stille war das Resultat. Nachdem ich mir die ganze Sache in
Ruhe angeschaut hatte, fing ich wieder an geordnete Gedanken zu fassen und es
wurde mir unverkennbar dass die beträchtliche Schicht Sand von dannen weichen
musste. Einfacher gedacht als getan denn unsere Schaufel genoss soeben die
Zeiten der Musse in
unserem Camp. Da es mir
ganz eindeutig zu weit war durch den ganzen Dreck zurück zur „Snuffler Lease“
zu watscheln um das Ding zu holen, versuchte ich meinen getreuen vierbeinigen
Freund Rex dazu zu überreden das blöde Werkzeug zu holen. Diese Unterhaltung
trug nur sehr bescheidene Früchte. Sie brachte mir ganz sicher keine Schaufel,
dafür aber einen Gesichtsausdruck
von Rex der mir sagte dass ich weiterhin meine Medikamente nehmen solle. So
blieb mir nichts anderes übrig als mich nach Alternativen umzuschauen. Ich
entledigte mich des Detektors und kletterte wieder aus dem Graben. Mein
Handwerkliches Geschick und die, im australischen Busch, über Jahre
angeeigneten und messerscharf geschliffenen Überlebenskünste liessen mich nach
kurzer Zeit ein Stück eines von Termiten ausgehöhlten Baumstamms mit meiner
Spitzhacke so zurichten dass es, sie werden es kaum glauben, zu absolut nichts
mehr zu gebrauchen war. Schieben wir die Schuld mal dem durch Goldfieber
angebrachten Übereifer eines nicht gerade für seine Feinmotorik bekannten
Individuums in die Schuhe. Mein zweiter Anlauf produzierte dann etwas das zwar
immer noch bedeutend mehr Ähnlichkeit mit Brennholz als mit einer Schaufel
hatte, aber in der Absenz einer Jury erklärte ich das Meisterwerk menschlichen
Erfindungsgeistes trotzdem zum Sieger. Mit, von der brachialen Hitze etwas
gedämpftem Enthusiasmus, attackierte ich den Sand. Dieser hatte sich dank der
gleissenden Sonne in der Zwischenzeit so erwärmt hatte dass man darauf hätte
Spiegeleier kochen können. Was einem natürlich beim anschliessenden vertilgen
der Mahlzeit einige unangenehme Probleme mit Sandkörner zwischen den Zähnen
eingebracht hätte.
Aber lassen wir dieses
Thema und widmen uns wieder dem eigentlichen Dilemma. Ich befreite das stück
Lehmboden welches mit der geringsten schicht Sand zugespült war von dem
lästigen Deckmantel und tastete es anschliessend mit der Suchmaschine ab. Dies
brachte mir zwar kein Gold ein, aber es gab mir einen Platz an den ich von nun
an das ungewollte Geschiebe deponieren konnte, ohne dass ich es noch ein
zweites mal schaufeln musste. Ich arbeitete mich langsam in die Richtung vor,
in welcher ich die ersten zwei Nuggets gefunden hatte, während die zunehmenden
Ausmasse der Sandschicht, Menge an Holzsplitter in den Händen und ansteigende
Hitze ihr bestes taten mich von meinem Vorhaben abzubringen. Schlussendlich
zeigte sich dass neben den Löcher der ersten zwei Funde noch sechs weitere,
kleinere Nuggets auf einer Fläche von nur 1m x 1.5m im Lehm unter dem Sand verborgen
lagen. Allesamt waren sie sehr glänzend und sauber. Fast als ob sie jemand vor
kurzem für mich gereinigt hätte. Da mir das Reinigen von Goldnuggets meist
keinen körperlichen Schmerz zufügt, wäre es mir lieber gewesen wenn sich dieser
jemand mit dem dämlichen Sand und der eher tragischen Ausrede von einer
Schaufel abgeplagt hätte. Aber ganz unglücklich war ich trotzdem nicht. Wie
konnte ich auch, mit über 2 Unzen Gold in der Hosentasche und das noch vor der
Mittagspause. Schlussendlich sah das Total dann etwa so aus. 31.30g. + 13.40g. + 8.50g. + 3.50g. + 2.70g. + 2.70g. + 2.40g. + 1.50g. Zirka 66g. an wunderschönen
Nuggets aus einer Fläche die kaum grösser als ein Küchentisch ist. Die
kleineren Nuggets hätte ich auf keinen Fall durch die Sandschicht mit dem Detektor gefunden, denn sie lagen
sogar im Lehm noch so tief dass sie nur sehr leise Signale verursachten.
Manchmal ist es einfach ein bisschen mehr Arbeit um zu seinem Gold zu kommen
aber es macht die Freude
an der Errungenschaft nur noch grösser.
Auch Rolf hatte mit 12.70g.
gefundenem Gold wieder einen sehr guten Morgen. Die letzten drei Tage Arbeit
hatten uns sage und schreibe knapp 160g. des begehrten gelben Metalls
eingebracht. Dies aber war bei weitem noch nicht alles. Es kamen noch einige
schöne Nuggets dazu. Zum Beispiel am folgenden..... ach nein, lassen wir das
für ein andermal. Also, schauen Sie doch hin und wieder bei uns rein. Die
Fortsetzung ist in Arbeit. Die Moral der Geschichte scheint uns lernen zu
wollen dass man flexibel sein muss und man sich nicht von widrigen Umständen
entmutigen lassen soll. Zwingt einem das Leben (oder Wetter) einen anderen Weg
als geplant einzuschlagen, sollte man versuchen die sich anbietenden
Möglichkeiten wahrzunehmen und sie auszuschöpfen.
Wir wünschen Ihnen viel
Glück, Erfolg und vor allem erholsame Zeiten auf der Suche nach dem nächsten
Nugget in der schönen Natur.