Geschichte zu GN-049
Dieses
Wunderschöne Nugget wurde von einer stark verkitteten Alluvium-Schicht 1997 aus
einem ausgetrockneten „Gully“ (Kleiner Bachlauf) geborgen das sich an der Westflanke
eines langgezogenen Hügelrückens entlang schlängelte.
Wir
hatten über mehrere Wochen sehr gute Funde auf der Westseite und dem Rücken
dieses Hügels gemacht. Siehe „Geschichte zu einem grossen Fund“. Auf dieser
Seite der Erhebung gab es kaum Anzeichen, dass die „Oldtimer“ diesem trockenen
Bachlauf jemals Interesse gezeigt hätten. Aber in meinen Augen sah alles
perfekt aus. Der Boden entlang des Rinnsals war sehr stark mineralisiert und
überall war Salz und Pfeffer vorhanden. (Weissliche Quarzfragmente und
dunkelbraune Eisensteine werden auf den australischen Goldfeldern häufig als
Salz und Pfeffer bezeichnet.) Auch stark verwitterte Bänder von Laterit waren
in der Bank des Bachlaufs sichtbar. Das Schiefergestein war von dem stark
eisenhaltigen Boden zu den verschiedensten Rot- und Orangetönen verfärbt und
das Gewicht der Steine erschien viel zu hoch im Vergleich mit deren Grösse. Das
Bett des Wasserlaufs wurde von mehreren Quarzbändern durchquert, die natürliche Fallen für schwere Mineralien bilden.
Kurz gesagt: Unmöglich daran vorbeizulaufen, ohne den Metalldetektor in Aktion
zu bringen. Der Tag war noch jung und ich entschloss mich hier ein paar Stunden
zu prospektieren. Die Sonne tat aber schon ihr Bestes, mich darauf aufmerksam
zu machen, dass der Sommer im Anmarsch war. Es war jetzt schon klar, dass das
Quecksilber wieder über die vierzig Gradgrenze klettern würde. Nachdem ich mich
wenige Meter entlang der Westseite des Gullys gearbeitet hatte, erhielt ich ein
lautes Signal als ich die Suchscheibe meines Metalldetektors über einen
Felsvorsprung schwang der von Rissen und Einbuchtungen übersäht war.
Der
erste Verdacht galt einem Nagel oder einer Gewehrkugel. Umso erstaunter war
ich, als mir nach genauerem Hinschauen
ein schönes 20-Gramm -Nugget in der Sonne liegend entgegen glitzerte. Es war
gefangen in einem der vielen Risse. Ich nahm das Opfer auf mich, es von seiner
Gefangenschaft zu befreien und gab ihm ein gutes Zuhause. „Nicht schlecht“,
dachte ich, “ 20 Gramm nach nur wenigen Minuten und ohne den Gebrauch meiner
Spitzhacke.“ Bei der sich anbahnenden Hitze ist man dankbar für jede
Erleichterung der Arbeit. In der Hoffnung auf einen einfachen Tag, schlich sich
der Gedanke, “hoffentlich geht das so weiter“, entgegen aller
Wahrscheinlichkeit, irgendwie in meinen Kopf. Es sollte aber ganz anders
kommen.
Das
nächste Nugget machte mit seinen 0.3 Gramm einen sehr pubertären Eindruck im
Vergleich mit Nummer 1. Es befand sich in der Mitte des schmalen Bachlaufs
unter einem Stein in stark verwittertem seifigem Fels. Von diesem Zeitpunkt an
war mehr Aufwand gefragt. Jedes potenzielle Hindernis wurde weggeräumt um mit
der Suchscheibe möglichst nahe an den Boden zu kommen. Steine, Äste, Büsche und
Laub, alles wurde entfernt in meinem Eifer, jedes noch so kleine Nugget aus
seinem Versteck zu locken. Die Sonne brannte gnadenlos auf meinen Rücken und
verwandelte die Landschaft allmählich in einen Brutofen. Der Erfolg war zwar
nur mässig, aber die Hoffnung auf einen guten Fund, trieb mich immer weiter
entlang des Bachbetts. Ein 5-Gramm-Nugget
und zwei „Fliegendreck“ grosse Stücke die zusammen knapp unter einem Gramm
wogen halfen mir meinen Enthusiasmus aufrecht zu erhalten. Kein heute
produzierter Energiedrink wird jemals auch nur annähernd die Gewaltsausbrüche
eines vom Goldfieber gepackten Prospekters duplizieren können.
Nach
ungefähr einer halben Stunde ohne weitere Erfolge, rüttelte mich plötzlich ein
schwaches Signal aus meinem Kopfhörer wach. Das Zentrum des Signals schien
genau an dem Punkt zu sein, wo Böschung und Bachbett zusammen kamen. Ich
entfernte alles lose Geschiebe und schwang den Detektor wieder über dem Punkt
an dem ich das Signal vermutete hin und her. Ein leiser aber ein eindeutiger
Signalton aus dem hart zementierten Kies war das Resultat, und liess mich auf
ein grösseres Nugget in beträchtlicher Tiefe hoffen. Der Erste Schlag mit der
Spitzhacke lies die Funken nur so sprühen. Der Boden hatte fast die Konsistenz
von gutem Beton und es wurde mir klar, dass jegliche Hoffnung auf einen
einfachen Tag hier fehl am Platz war. Nach einer halben Stunde schweisstreibender
Arbeit hatte ich eine mickrige
Vertiefung im Boden, die in keinem Zusammenhang stand mit der Grösse und Anzahl
sich entwickelnder Blasen an meinen Händen. Der Schweiss tropfte wie ein
Wasserfall und war im Begriff, den lange trockenen Bachlauf unterhalb von mir
zum Fliessen zu bringen. Das Signal wurde immer besser und lockte mich weiter
in die Tiefe. Mit einer Verbissenheit die an Besessenheit grenzt schwang ich
die Spitzhacke weiter, denn ich wusste dass die Belohnung ein Stück Gold sein
würde. In meinem Eifer verlor ich jeglichen Überblick der verstrichenen Zeit.
Ich bin mir bis heute nicht sicher, wie
lange ich brauchte, um dieses Nugget dem steinharten Boden zu entreissen. Ich
erinnere mich nur, dass plötzlich mein Bruder Rolf neben mir stand, um mich
daran zu erinnern, dass es Zeit für eine Mittagspause war. Er konnte den Moment
verfolgen, als ich das 42-Gramm-Nugget endlich aus einer Tiefe von ungefähr
40cm hob. Trotz ein paar aufgerissenen und blutigen Blasen an meinen Händen
verblieb ein zufriedenes Lächeln auf meinem Gesicht für den Rest des Tages.
Soviel
zu meinem frühmorgendlichen Gedanken, dass Goldsuchen manchmal so einfach sein
kann.