Geschichte zu einem grossen Fund
Schon
mehrere Wochen lang arbeiteten wir einige „Ridges“ (Langgezogene Hügelrücken)
und „Gullies“ (kleine, meist trockene Erosionsrinnen und Wasserläufe zwischen
den „Ridges“) ausserhalb von Clermont in der Umgebung von „Mc. Masters“. Die
„Oldtimer“ schenkten dieser Lokalität sehr viel Aufmerksamkeit in der
Vergangenheit. Überall waren Hinweise auf schweisstreibende hektische
Aktivitäten in Form von tiefen Löchern und aufgeworfenen Dreckhaufen
ersichtlich. Die Seiten der Bachläufe waren komplett umgewühlt worden und
Probegrabungen zum prospektieren der umliegenden „Ridges“ waren über eine
grosse Fläche verteilt. Mit unseren Metalldetektoren konzentrierten wir uns
zuerst auf die alten Grabungen, um herauszufinden, was für Gold hier gefunden
wurde. Unsere ersten Funde waren zwar bescheiden, zeigten aber schon bald, was die alten Goldgräber hier zu finden
hofften. Das Gold war meist noch sehr rau und mit scharfkantigem Quarz
verbunden, was uns zu der Schlussfolgerung führte, dass das Gold hier sehr nahe
am Ursprungsort abgelagert wurde. Am zweiten Tag unserer Suche fand Rolf in
einer Tiefe von ca. 30cm mehrere Klumpen Quarz,
die mit über 150 Gramm Gold durchzogen waren. Die goldführende Schicht verlief
parallel mit einem kleinen „Gully“ und überquerte einen kaum mehr benutzten
staubigen Dreckweg. Rolf suchte diesen Weg systematisch mit seinem Detektor ab
und mehrere schöne Nuggets und Specimen erblickten das Tageslicht als Resultat
seiner Bemühungen. Teilweise lag das Gold nur wenige Zentimeter unter der
Oberfläche. Den grossen Aktivitäten
zahlreicher Prospekter aus vergangenen Zeiten hatte er es aber auch zu
verdanken, dass sehr viele Signale gegraben werden mussten die von Hufeisen,
Konservendosen, Nägeln, Gurtschnallen und Gewehrkugeln verursacht wurden. Dies
zeigte aber auch, dass noch nicht viele Goldsucher mit elektronischen
Suchgeräten diese Gegend entdeckt hatten. Während Rolf mehrere Tage mit Erfolg
nahe bei den „Diggings“ (Haufen und Löcher die von Goldschürfern in der
Vergangenheit hinterlassen wurden) arbeitete, erkundete ich die nur langsam
ansteigende Ostflanke einer „Ridge“, die westlich des „Gullys“ verlief. Der
Boden war übersäht mit Eisensteinen und scharfkantigem weissem Quarz, der die
Sonne so stark reflektierte, dass man ohne Sonnenbrille kaum arbeiten konnte.
Es sah wirklich super aus. Die zunehmende Menge an kleinen Nuggets in meiner
Hosentasche zeigten mir, dass ich auf dem richtigen Weg war. Jedesmal wenn ich
ein Nugget fand, fing ich an, die umliegende Gegend sorgfältig zu „Griden“
(Systematisch absuchen nach einem geometrischen Muster). Aber egal wie hart ich
probierte, es wollte einfach kein Schema entstehen, dem ich hätte folgen
können. Sobald ich aber wieder anfing kreuz und quer durch die Gegend zu
wandern, dauerte es meist nicht lange und ich schnitt dem nächsten Stück Gold
den Fluchtweg ab. Dies war zwar etwas frustrierend, aber da sich die Funde zu
fast einer „Unze“ Gold summierten, liess ich mich gerne ein bisschen an der
Nase herumführen.
Immer
noch in der Hoffnung auf den Fund einer Quarzvene bestückt mit reichlich Gold,
entschied ich mich nach zwei Tagen, die „Ridge“ auf der anderen Seite des
trockenen Bachlaufs unter die Suchscheibe meines Detektors zu nehmen. Der
Unterschied in der Bodenbeschaffenheit war extrem. Der steil ansteigende Boden
wies nur wenige Quarzfragmente auf und diese waren meist noch in Verbindung mit
dem hier reichlich vorhandenen Schiefergestein. Viele der grösseren Brocken des
stark mineralisierten Gesteins waren fast brandschwarz gefärbt und von
glitzernden Quarzbändern durchzogen. Der staubige Boden war sehr stark
mineralisiert und mit sehr vielen Eisensteinen übersät. Das grobe Geröll und
viele vertrocknete Grasbüsche machten das Schwingen des Detektors zu einem
schwierigen Unterfangen. Immer wieder musste ich grössere Steine wegräumen und
Grasbüsche ausgraben um ganz feine Tonänderungen meiner Suchmaschine
identifizieren zu können. Meist wurden diese Signale nur durch die
Mineralisation verursacht. Nur ganz vereinzelt fand ich etwas Gold auf meinem
Zick-Zackweg den Steilhang hinauf. Das Gold war sehr rau, klein (unter einem ½ Gramm) und fast immer
in Verbindung mit dem Muttergestein. An diesem Tag summierte sich mein
gefundener Reichtum zu nur ein paar wenigen Gramm, und der Drang, zurück zur
westlichen „Ridge“ zu gehen wurde immer stärker. Aber wie man ja weiss, stirbt
die Hoffnung zuletzt. Mein Bauchgefühl sagte mir einfach, dass hier Geduld
angebracht war.
Früh
am nächsten Morgen, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen die Baumkronen über
uns küssten, waren wir wieder voller Tatendrang an der Arbeit. Rolf widmete
sich weiterhin dem „Gully“ und den „Diggings, mit guten Resultaten. Aber er
musste hart arbeiten für sein Gold. Immer wieder buddelte er metertiefe Löcher,
nur um verrostete Kübel, Hufeisen und Spitzhacken zu bergen. Noch schlimmer
aber waren die unzähligen kleinen Nägel die überall herumlagen. Er wunderte
sich noch über dieses Phänomen. Vor allem, weil er an den vorherigen Tagen kaum
einen dieser Nägel fand. Als er sich dann am Mittag zurück auf den Weg zu
unserem Auto machte, bemerkte er, dass der kleine Zufahrtsweg, über den wir zu
diesem Ort gelangten, auch mit Nägel übersäht war. Sehr merkwürdig, wenn man
bedenkt, dass Rolf vor wenigen Tagen einen Grossteil des Strässchens mit dem
Metalldetektor abgesucht, und alles was ein Signal gab ausgegraben hatte. Rolf
bemerkte aber auch die frischen Hufspuren eines Pferdes. Das war dann Erklärung
genug. Wir wunderten uns danach nicht weiter, da wir von anderen Goldsuchern
schon vorher erfahren hatten, dass der Farmer der dieses Land pachtete, sich
einen Spass daraus machte, während seinen Kontrollritten kleine Nägel zu
verstreuen, um uns unsere ohnehin schon harte Arbeit noch beschwerlicher zu
machen. Die Eifersucht ist gross. Es fällt aber schwer, sich über solche
Idioten und ihr Intelligenzdefizit aufzuregen, wenn man ein paar Unzen Gold in
der Hosentasche hat und das Lächeln auf dem Gesicht einfach nicht weg gehen
will.
Ich
arbeitete mich in der Zwischenzeit weiter die Ostseite der langgezogenen
östlichen „Ridge“ hinauf. Bis zur Mittagspause konnte ich aber nur ein kleines
Ergebnis verbuchen. Genau auf der Kante wo der Boden vom Steilhang zu flachem
Rücken übergeht, fand ich ein Stück Quarz das ca. 3 Gramm Gold enthielt. Aber
zwei Stunden systematisches „Gridden“, brachten keinen weiteren Erfolg.
Gestärkt
durch eine erholsame Mittagspause im Schatten, entschied ich mich, das
„Gridding“ in südlicher Richtung zu erweitern. Am Vormittag hatte ich dies
vermieden, da es weniger erfolgsversprechend aussah und das dichtere Gras und
die vielen grossen Steinbrocken harte Arbeit versprachen. Mit der Temperatur
jenseits der 40°C- Marke und unzähligen Fliegen, die mich in ihrer stetigen
Suche nach Feuchtigkeit aus meinen Gesichtsöffnungen fast in den Wahnsinn
trieben, machte ich mich an die Arbeit. Ich suchte eine Distanz von etwa 10
Metern ab, machte eine 180° Wende und wiederholte das Ganze in
entgegengesetzter Richtung meinem Ausgangspunkt entgegen. Auf halbem Weg bei
meiner dritten Linie stoppte mich ein lautes Signal. Vorsichtig entfernte ich
die obersten 5cm des pulvertrockenen Erdreichs und wurde angenehm überrascht,
als ich zuoberst auf dem kleinen Dreckhaufen ein schönes Specimen in der Sonne
liegen sah. Über 10 Gramm Gold gefangen in scharfkantigem, stark
mineralisiertem Muttergestein. „Looking good“ dachte ich mir, und versuchte die
sich anbahnende Euphorie zu unterdrücken. Mit zittrigen Händen setzte ich die
Suche fort. Am Ende dieser dritten Linie erwischte ich beim letzten Schwung mit
der Suchscheibe noch ein kleines Stück Gold. Tiefer und kleiner diesmal, aber
genauso willkommen. Um einen besseren Überblick zu kriegen, verlängerte ich die
schon gemachten Linien um weitere 10 Meter und das blöde Grinsen auf meinem
Gesicht wurde immer breiter. Praktisch jede vollendete Linie belohnte mich mit
3-4 Specimen. Und manche waren nicht unbedingt klein. Das grösste Stück Gold
wog über eine Unze und lag in einer Tiefe von ca.35 cm. Da auch einige sehr
kleine Specimen darunter waren musste ich extrem langsam vorwärts gehen. Ich
arbeitete (Gold-) fieberhaft unter einer sich langsam bildenden Staubwolke. Jeder
noch so kleine Grasbusch fiel meiner Spitzhacke, die jetzt ständig im Einsatz
war, zum Opfer. Steine, Äste und Kuhfladen mit der Konsistenz von gebranntem
Ton wurden aus dem Weg geschleudert, ohne Rücksicht auf die sich nun in
Lebensgefahr befindende Fauna um mich herum. Der Anteil von aufgewirbeltem
Staub, der nicht auf meinem triefend nassen Körper kleben blieb, diente als
Frühwarnsystem für wohl jedes Lebewesen mit einem Quäntchen Intelligenz.
„Vorsicht! Von Goldfieber befallener Prospektor am wüten! Annäherung auf eigene
Gefahr“!
In
solchen Momenten existierte für mich nur der Boden unter der Suchscheibe und
das Audiogeräusch des Metalldetektors in meinem Kopfhörer.
Nach
ein paar Stunden setzte ich mich auf einen umgefallenen Baumstamm und „erfrischte“
mich mit einem Schluck heissem Wasser aus der Plastikflasche an meinem
Armeegürtel. Die körperlichen Strapazen waren zwar nur halb so schlimm, aber
das ständige Konzentrieren auf kaum hörbare Variationen des Summtons der
Suchmaschine verlangte nach grosser mentaler Anstrengung. Während ich mich
ausruhte konnte ich es mir nicht verkneifen, das Gold in meiner Hosentasche zu
begutachten. Meiner Schätzung nach musste es sich ohne das Muttergestein um
mindestens 3 - 4 Unzen ( ca. 90 – 120
Gramm) handeln. Es waren wunderschöne Stücke, die offensichtlich nicht weit von
ihrem Entstehungsort zum Liegen gekommen sind. Der scharfkantige Quarz und das
kaum abgenützte Gold wiesen eindeutig darauf hin. Nachdem mich eine grosse
Ameise in meinen „Shorts“ (Kurze Hosen) auf unmissverständliche Art und Weise
dazu aufforderte ihr den Weg über den Baumstamm wieder freizugeben, stand ich
auf und machte mich wieder auf die Suche.
Diesmal
aber nach dem sechsbeinigen Insekt, welches im Begriff war eine
Wohngemeinschaft mit mir, in meiner Hose zu gründen. Dankbarkeit ist, wenn man
mit exponierten, delikaten Körperpartien mitten im australischen Busch steht
und von niemandem beobachtet wird bei der Suche nach Ungeziefer in der
Unterwäsche. Die Dinger klemmen aber auch wie eine Beisszange, bedient von
Arnold Schwarzenegger. Aber lassen wir das Thema, und widmen uns dem
eigentlichen Sinn meiner Strapazen.
Da
der Boden komplett aufgewühlt wurde durch das Graben von falschen, durch
Bodenmineralisation verursachte Signale, legte ich bei jeder Fundstelle nach
dem Zurückfüllen der Erde einige faustgrosse Steine obendrauf. Dies kann
manchmal einen Hinweis auf die Richtung geben, in der die Goldablagerung
verläuft. In diesem Fall aber konnte ich noch keine Regelmässigkeit erkennen.
Die beträchtliche Anzahl kleiner Steinhaufen aber veranlasste mich, die nicht
gerade leise gesprochene Reihenfolge von Obszönitäten, die der noch immer
schmerzhaft in Erinnerung gebliebenen Ameise gewidmet waren, zu unterbrechen
und meine Arbeit wieder aufzunehmen.
Am
Spätnachmittag machte ich mich dann mit einer prallgefüllten Hosentasche auf
den Weg zurück zu unserem Auto.
Ich
war ziemlich geschafft und setzte mich in den Wagen während ich auf Rolf
wartete. Wie üblich kam unser stetiger Begleiter Rex (ein
australischer Cattle-Dog) mit seinem krummen Schwanz (von einer zuschlagenden
Lastwagentüre gebrochen) wedelnd in Sicht. Nach einer kurzen übermütigen
Begrüssung legte er sich in den immer länger werdenden Schatten unseres
Fahrzeugs. Seine Augen verliessen aber nie das dichte Gestrüpp aus dem er
aufgetaucht war. Schliesslich fehlte ja noch einer aus unserem Trio. Kurze Zeit
später tauchte auch Rolf auf. Er trug den Detektor über seiner Schulter, was
sehr ungewöhnlich war. Normalerweise bleibt die Suchscheibe am Boden bis zum
Auto. Man könnte ja auf dem Rückweg noch über ein Nugget stolpern. Aber Rolf
war vom ewigen Graben tiefer Löcher so geschafft, dass er kein Signal mehr
hören wollte. Trotz seiner Erschöpfung war er doch auch zufrieden mit sich.
Knapp über ½ Unze für den Tag verlieh auch ihm einen zufriedenen
Gesichtsausdruck.
Auf
seine Frage, wie es mir ergangen sei, legte ich ihm meinen Ertrag auf seine
geöffnete Hand und sagte nur ein Wort. „Patch“ (Ein Patch „Sprich Pätsch“ nennt man auf Australischen Goldfeldern wenn viele Goldstücke auf
einer relativ kleinen Fläche gefunden werden). Rolfs Müdigkeit verflog in
Sekundenschnelle. Er wollte sich meinen Fundort noch kurz anschauen und wir
machten uns auf den Weg mit Rex als Schlusslicht. Unser vierbeiniger Freund
zeigte ganz klar, dass es seiner Ansicht nach an der Zeit wäre den Heimweg zu
unserem mehrere Kilometer entfernten Camp
anzutreten. Rolf war der gleichen
Meinung wie ich.: „Dieser „Patch“ sieht sehr vielversprechend aus. „Mit etwas
Glück, ist das was du bis jetzt gefunden hast erst der Anfang“, sagte er. Überhaupt machte der ganze Hügelrücken einen
sehr vielversprechenden Eindruck auf uns beide.
Nach
einer guten Nachtruhe konnte ich es kaum erwarten, meine Arbeit fortzusetzen.
Es begann genauso wie es aufgehört hatte am Tag zuvor. Ein Stück Gold nach dem
anderen. Die meisten Funde waren zwar nicht sehr gross und teilweise sehr tief
im Erdreich versteckt, was den Progress sehr langsam machte. Aber das
Endresultat war mehr als nur zufriedenstellend. Je weiter südlich ich meine
Suche ausbreitete, desto weniger und kleiner wurden aber die Funde, bis das
Gold am Nachmittag dann ganz ausblieb. Ich zog Linie um Linie ohne ein Stück
Gold zu finden für den Rest des Tages. Ich war mir aber sicher, dass ich noch
mehr Gold finden würde wenn ich die Linien nochmals verlängern würde. Dies
verschob ich aber auf den morgigen Tag und zog weiterhin meine Linien. Ich
wollte sicher sein, dass ich wirklich das südliche Ende des angereicherten
Erdreichs gefunden hatte.
Am
nächsten Tag verlängerte ich die südlichste Linie um weitere 20 Meter und
arbeitete mich langsam zurück in Richtung Norden. Zuerst blieben die Resultate
aus, aber die vierte Reihe bescherte mir ein speziell schönes 1.8 Unzen-
Nugget, welches das Ganze wieder ins Rollen brachte. Es war eines der wenigen
bis jetzt gefundenen Stücke von diesem „Patch“, welches überhaupt kein Quarz
enthielt. Von diesem Punkt an wurden die Funde wieder etwas zahlreicher. Es
zeichnete sich langsam ein Zentrum ab, an dem die stärkste Anreicherung war.
Das Suchen, nahe dem östlichen Ende meiner Linien war meist nicht von Erfolg
gekrönt. Aber die Spannung blieb trotzdem.
Während
der Mittagspause bestaunten mein Bruder und ich das schöne Nugget von meinem
Fundort. Rolf hatte an diesem Morgen nur wenig Erfolg und entschied sich, am
Nachmittag die Gegend rings um meinen „Patch“ etwas näher in Augenschein zu
nehmen. Aber er wollte vorher noch etwas fertig machen, was er erst begonnen
hatte.
Am
Nachmittag schien es zuerst, als ob sich die Funde zu Ende neigen würden. Dann
aber, nach ungefähr zwei Stunden Arbeit, die nur drei kleine Goldstückchen in
meine Hosentasche wandern liessen, hörte ich ein ganz leises aber
vielversprechendes Signal. Nachdem ich einige Grasbüsche und Steine entfernt
hatte, schwang ich den Detektor wieder über die gleiche Stelle und es wurde mir
bald klar, dass das Signal nur so leise war, weil ich noch einen halben Meter
von dem verursachenden Objekt entfernt war. Nachdem ich einen Schritt vorwärts
gemacht hatte, war das Signal fast ohrenbetäubend laut. Mir war sofort klar,
dass es sich hier vermutlich nur um ein Hufeisen oder den Kopf einer Spitzhacke
handelte. Nachdem ich ca. 30 Zentimeter tief gegraben hatte, verwunderte ich
mich schon ein bisschen dass das Ding so tief in unberührtem Boden zu stecken
schien. Weit und breit waren hier keine Anzeichen von Aktivitäten der „Oldtimers“.
Nachdem ich noch etwas tiefer gegraben hatte, entschloss ich mich das Loch zu
erweitern, da mir ein grösserer Stein im Weg lag. Ich schuftete wie ein
Besessener, um das störende Objekt aus dem Loch zu kriegen, denn allmählich war
ich der Meinung, dass darunter ein grosses Nugget liegen musste. In meiner
Aufregung muss ich vergessen haben mein Gehirn einzuschalten, denn erst als ich
den Stein endlich frei hatte und aus der Vertiefung heben wollte um ihn
wegzuschmeissen, bemerkte ich wie schwer das verflixte Ding war. Mit grossen
Augen hielt ich den Quarzbrocken
in den Händen und setzte mich im Zeitlupentempo genau auf einen der vielen
spitzen Steine die überall herumlagen. Anscheinend aber war ich zu dem
Zeitpunkt nicht mehr zu einer Reaktion fähig, denn ich sass mehrere Minuten
später noch auf dem dämlichen Stein. Das einzige was an mir noch zu einer
Bewegung fähig schien, war mein Unterkiefer. Dieser bewegte sich nämlich von
Gravität angespornt, in Richtung „Terra Firma“, ganz ohne mein Dazutun.
Es
dauerte nicht sehr lange bis mir Bewusst wurde, dass das glänzende Material,
welches über den ganzen Stein verteilt war, eigentlich Gold sein musste!! Doch
meine beiden noch funktionierenden Gehirnzellen waren mit dieser Information
total überfordert. Es dauerte also ein Weilchen bis ich wirklich glauben
konnte, was meine visuellen Sinne mir zu vermitteln versuchten. „Yesssss.
Gooold.“ Schrie es allmählich in meinem Kopf.
Aber
irgendetwas war nicht richtig. Etwas stimmte einfach nicht, aber ich konnte
meinen Finger nicht drauf legen. Der Grund dafür war vermutlich die Tatsache
dass mein Hintern nun schon geschlagene fünf Minuten diesen Platz einnahm und
sich einige Schmerzrezeptoren langsam anfingen, sich Sorgen zu machen um den
rechtlichen Besitzer dieses malträtierten Po’s. Plötzlich schoss ich auf,
massierte mein in Mitleidenschaft gezogenes Hinterteil und rannte in die
Richtung, in der ich Rolf vermutete. Weit kam ich aber nicht, denn das Kabel
das die Batterie an meinem Gürtel mit dem am Boden liegenden Metalldetektor
verband, hatte eine sehr limitierte Reichweite. Es erschien mir nicht richtig,
das empfindliche elektronische Gerät mit Vollgas einfach hinter mir her durch
den Busch zu schleifen. So war ich gezwungen, endlich mal wieder einen halbwegs
intelligenten Gedanken zu fassen. Der nächste logische Schritt wäre
normalerweise, den Detektor noch mal über das Loch zu schwingen um
festzustellen, ob sich noch mehr „Goodies“ darin befinden. „Gut, machen wir
das.“ Aber wie bewerkstelligen? Ich hatte schliesslich einen gewaltigen Klumpen
Gold in der Hand, von dem ich mich nicht für eine Nanosekunde trennen wollte.
Nachdem sich mein gestresstes Hirn einige Sekunden diesem Dilemma gewidmet hatte,
entdeckte ich, dass mir Mutter Natur in ihrer Weisheit ja zwei Hände geschenkt
hatte. „Na so was, das ist aber praktisch“ dachte ich mir. Sie werden
vermutlich schon bemerkt haben, dass zu diesem Zeitpunkt mein Gehirn zwar auf
vollen Touren lief, aber kaum ein Gedanke schien einen direkten Bezug zu den zu
bewältigenden Aufgaben zu haben. Nachdem ich schweren Herzens das Fundstück der
mir noch immer fremd erscheinenden linken Hand übergeben hatte, bewegte ich die
Suchscheibe über die Vertiefung zu
meinen Füssen. Das Suchgerät quittierte dies mit einem ohrenbetäubenden Krawall
der mir fast einen permanenten Gehörschaden zufügte.
Das
Signal war um keinen Deut leiser als zuvor. Langsam näherte sich mein Gesäss
wieder dem Boden. (Grosse mengen Gold bewirken bei mir anscheinend dasselbe wie
ein Übermaß an Alkohol.(Meine unteren Extremitäten verweigern ihren Dienst.)
Und ja, sie haben es erraten: Der spitze Stein war immer noch da. Diesmal aber
veranlasste der Schmerz, mich endlich wieder in den Griff zu bekommen. Ich
wickelte „Den Klumpen“ in mein T-Shirt und machte mich auf den Weg zu unserem
Auto. Wie es der Zufall so wollte, war Rolf gerade dabei seine Wasserflasche
aus der Fünfliterkanne im Wagen wieder aufzufüllen. Ohne Kommentar legte ich
ihm mein T-Shirt in die Hand und beobachtete, wie er das Kleidungsstück von dem
Stein entfernte und seine Augen immer grösser und grösser wurden. Dieser
Gesichtsausdruck war unbezahlbar! Ich erklärte ihm, dass da noch mehr Gold im
Boden stecke und ich die grosse Spitzhacke und Schaufel benötige. Da er nach
einem erfolglosen Nachmittag sowieso auf dem Weg in meine Richtung war,
entschlossen wir uns den Rest zusammen auszugraben. Rolf schaufelte das
gegrabene Material vor meine Füsse damit ich den Detektor darüber schwingen
konnte. Die Grösse der Goldstücke variierte von 0.1 Gramm bis zu mehreren
Unzen.
Was
für ein Superfund! Wir benötigten den Rest des Nachmittags um das Loch
auszubeuten. Ein Grossteil des Goldes steckte noch in einem Quarzband das fest
verankert im leicht verwitterten Fels war. Es verlangte einiges an Aufwand um
es dem Boden zu entreissen. Während Rex uns mit gelangweilten Blicken
zuschaute, arbeiteten wir bis zum späten Nachmittag, um die Aufgabe zu unserer
gemeinsamen Zufriedenheit abzuschliessen und das Loch wieder zu füllen.
Anschliessend machten wir uns auf den Weg zurück zu unserem Camp. An
weiterarbeiten war ohnehin nicht mehr zu denken, wir waren beide zu aufgeregt
um uns noch konzentrieren zu können.
Bei
unserem Zuhause im Busch angekommen, widmeten wir uns unserer normalen Routine.
Zuerst mussten die Funde des Tages gereinigt werden. Dies nahm einige Zeit in
Anspruch und konfrontierte uns mit dem Problem, dass das Gefäss, welches wir normalerweise
dazu verwendeten, dieser Aufgabe nicht mehr gewachsen war. Der Traum eines
jeden Goldschürfers. Ein 10 Liter Wasserkübel sorgte für Abhilfe. Nachdem Rolf
ein Feuer gemacht und Wasser für eine Kanne Tee aufgesetzt hatte, half er beim
Reinigen der Fundstücke mit. Nebst etlichen „Aaahs“ und „Ooohs“, schlichen sich
in unserer Suche nach Worten die dem Fund Genugtuung geben sollten auch ein
paar Ausdrücke ein, die ich hier lieber nicht wiedergeben möchte. Da einige
Specimen aber nicht nur mehrere Unzen wogen, sondern auch noch mit gut
gebildeten Goldkristallen bestückt
waren, einigten wir uns schliesslich auf „sensationell“. Weil wir nicht
wirklich in der Lage waren, das Gold zu wägen, musste dies bis zu unserer
Rückkehr nach „Sapphire“ auf dem cirka 80 Kilometer entfernten „Anakie
Edelsteinfeld“, wo wir unser Hauptcamp hatten, warten. Der grösste Teil des
Edelmetalls war mit Quarz und Schiefergestein verbunden. Dies machte es
schwierig zu erraten, wie hoch der Goldanteil wirklich war. Nachdem wir uns den
Staub und Schweiss mit einer wohlverdienten „ Dusche im Freien“ vom Körper
gewaschen hatten, sassen wir am Lagerfeuer mit einem Becher dampfend heissem
Tee, und einigten uns nach einigen Diskussionen auf ungefähr 1,5 Kilogramm
Gold. Wir wussten aber beide, dass dies eine eher pessimistische Annahme war.
Nach
einer guten Nachtruhe machten wir uns am nächsten Tag sehr früh und voller
Tatendrang an die Arbeit.
Noch
bevor sich der Himmel mit der Farbe von glühender Kohle überzog, schwangen wir
unsere Metalldetektoren hoffnungsvoll über den knochentrockenen Boden. Voller
Erwartung konzentrierten wir uns auf die verschiedenen Signale die von den
Lautsprechern unserer Kopfhörer in Richtung Trommelfell geschleudert wurden.
Das
Gezwitscher und Gekrächze der unglaublichen Vielzahl gefiederter Störenfriede,
welche wir normalerweise so sehr geniessen, empfanden wir an diesem Morgen nur
als unwillkommene Ablenkung. Goldfieber machte uns blind und taub für die
fantastischen Schönheiten der Natur um uns herum. Dieser Zustand währte aber
meist nicht lange. Zu vielfältig und spektakulär ist die Farbenpracht der
zahlreichen Papageienarten, um sie für längere Zeit ignorieren zu können.
Wir
hatten beschlossen, die „Gegridete“ Fläche in alle Richtungen zu erweitern, bis
die Funde ausblieben. Während ich in südlicher- und östlicher Richtung
weiterhin meine Linien zog, vergrösserte Rolf die Fläche des „Patches“
gegen Nordwesten. Obschon sich die
Anzahl der Funde in bescheidenen Grenzen hielt, summierte sich das Gewicht des
gefundenen Edelmetalls mit über 110 Gramm zu einem stattlichen Endresultat. Das
beste, und mit 2.5 Unzen auch schwerste Nugget dieser Fundstelle, fand Rolf
noch bevor die ersten Fliegen durch wärmende Sonnenstrahlen angeregt, zu ihrer
täglichen Aufgabe erwachten und versuchten, uns das Leben zur Hölle zu machen.
Der Nachmittag war ereignislos. Nur
zwei kleine, mit Gold durchsetzte Quarzfragmente konnten sich nicht schnell
genug in Sicherheit bringen und fielen unserer Eifrigkeit zum Opfer.
Am
darauffolgenden Tag fand ich mich wieder beim „Gridden“. Ich zog eine Linie
nach der anderen und erweiterte die abgesuchte Fläche in alle vier
Himmelsrichtungen. Nicht ein Stückchen Gold konnte ich an diesem Tag verbuchen.
Dies zeigte mir, dass die Fundstelle vermutlich ausgebeutet war und ich mich
langsam wieder auf die Suche nach einem neuen „Patch“ machen musste. Die
einzige Abwechslung zum monoton werdenden Schwingen des Detektors, bereitete
mir Rex mit seinen regelmässigen Besuchen. Diese willkommenen Unterbrechungen
gaben mir die Chance mich etwas zu erholen und meine Gedanken wieder
einzuordnen während ich den Inhalt meiner Wasserflasche mit unserem „Mate“
(Bedeutet in Australien guter Kollege oder Freund) teilte und ihn dabei hinter
den Ohren kraulte. Obwohl ich keinen Erfolg hatte an diesem stinkheissen Tag,
war ich am Abend zufrieden mit mir und der Welt. Die Goldfunde der letzten Tage
waren sensationell und die Umgebung sah so gut aus, dass ich es kaum erwarten konnte
meinen Detektor darüber zu schwingen. Unsere Einschätzung des umliegenden
Buschlands bestätigte sich während den nächsten Wochen mehrmals. Noch während
ich die letzten Reihen bei meinem „Patch“ ansetzte, stiess Rolf keine 100 Meter
entfernt auch auf ein Stück Boden, welches mehrere sehr schöne Nuggets und
Specimen produzierte. Dies aber ist eine
andere Geschichte.
Das
Totalgewicht aus meinem „Patch“ belief sich schlussendlich auf nahezu 3 Kilogramm Gold.
Nicht schlecht, oder?
Diese
„Ridge“ sollte uns noch einige gute Funde bescheren. So, schauen sie hin und
wieder bei uns rein.
Die Fortsetzung folgt bald.